Der neue Sammelband Organisationen hacken. Einfallstore in eine nachhaltige Arbeitswelt, den Sebastian Möller vom CSM mitherausgegeben hat, geht in 23 Gesprächen den vielseitigen Gestaltungsspielräumen innerhalb von Organisationen auf die Spur und zeigt auf, was alles möglich wird, wenn wir uns von eingespielten Routinen lösen und etablierte Regeln hinterfragen. Im Buch geht es um sehr unterschiedliche Organisationen – von Start-ups und Handwerksbetrieben über Supermärkte, Stiftungen und Fußballvereine bis hin zu Schulen und Hochschulen. Für den CSM-Blog haben wir mit Sebastian über dieses Buchprojekt gesprochen.
Was sind deine wichtigsten Erkenntnisse aus der Arbeit am Buch?
Gerade in Bezug auf das Nachhaltigkeitsmanagement gibt es in der Praxis einen großen Bedarf an sogenannten best practice Lösungen und das kann ich auch verstehen. Die Organisationsgestalter*innen, mit denen wir das Buch gemacht haben, sind aber gerade deshalb so erfolgreich, weil sie nicht einfach ein fertiges Rezept angewendet haben, sondern bestehende Regeln hinterfragen und gemeinsam mit Kolleg*innen etwas Neues ausprobieren. Die nachhaltigsten Veränderungen sind diejenigen, die aus der Mitte einer Organisation heraus entstehen und dementsprechend kontext- und bedarfssensibel sind. Daher ist unser Buch voller good practice Beispiele, die Denk- und Handlungsanstöße geben, ohne dabei den Möglichkeitsraum einzuschränken. Wir brauchen schließlich nicht die eine große, sondern sehr viele mittlere und kleine Transformationen. Mich hat zudem sehr beeindruckt, welche kreative Kraft entstehen kann, wenn Organisationen Raum für individuelle und kollektive Lern-, Gestaltungs- und Reflexionsprozesse geben bzw. wenn sich Organisationsmitglieder diesen Raum einfach nehmen.
Was versteht ihr unter dem Begriff des Hackens?
Unter institutional hacking, wie wir es im Buch nennen, verstehen wir einen spezifischen Modus der Organisationsgestaltung jenseits des Dienstwegs, bei dem pragmatisch, wertegeleitet und unkonventionell nach neuen Lösungen für ganz konkrete Probleme gesucht wird, und zwar im praktischen Tun. Beim Hacken dringen die Gestalter*innen an Stellen in Systeme ein, an denen dies nicht unbedingt vorgesehen war und verändern sie dann von innen zum Besseren. Dabei werden etablierte Regeln verworfen und reformuliert. Der Begriff des Hackens war zunächst eine Intuition und hat sich im Laufe der gemeinsamen Arbeit mit den Praxisakteuren, also den Hacker*innen, immer weiter geschärft. Tatsächlich war das Buch dadurch auch transdisziplinäre Begriffsarbeit.
Was ist das Besondere an eurem Buch?
Das Buch ist persönlicher und humorvoller als vergleichbare Publikationen. Das liegt auch daran, dass Humor und die Möglichkeit, sich als ganze Persönlichkeit zeigen und einbringen zu können, aus unserer Sicht sehr wichtige Gestaltungsressourcen sind. Wir wollten kein Buch über die Praxis, sondern eines mit der Praxis machen. Daher sind die Menschen, mit denen wir für dieses Buch gesprochen haben, auch jeweils Co-Autor*innen der Buchkapitel. Damit stellen wir gleichzeitig eine neue Gattung transdisziplinärer Forschungsliteratur zur Diskussion. Die Texte sind über mehrere Wochen und z.T. Monate als schriftliche Gespräche im Ping Pong zwischen den Autor*innen entstanden, wobei beide den Text kommentiert und schrittweise weiterentwickelt und verdichtet haben. Anders als beim narrativen Interview führen wir in dieser Methode Datenerhebung und Datenauswertung zusammen. Weil wir damit methodisches Neuland betreten, sind wir hier besonders auf Feedback gespannt.
Wem würdest du die Lektüre des Buchs empfehlen und warum?
Ich glaube das Buch können alle mit Gewinn (und vielleicht sogar Genuss) lesen, die Lust auf Veränderung und nachhaltigere Organisationen haben. Wer selbst schon Erfahrungen in der Organisationsgestaltung gemacht hat, bekommt durch die Lektüre neue Reflexionsgelegenheiten und kann das Verständnis des eigenen Tuns und seiner Bedingungen vertiefen. Wer selbst gern etwas anders machen möchte, sich aber noch nicht so recht traut, kann mit dem Buch Ermutigung tanken. Wer genug hat von schlechten Nachrichten und dem nicht-nachhaltigen Status quo, kann durch die vielen Geschichten gelungener Veränderung neuen Optimismus finden. Unser Buch kann dabei auch sehr selektiv gelesen werden, da jedes Kapitel für sich steht. Schaut doch mal rein, ob etwas für euch dabei ist!
Weiterlesen:
Lars Hochmann & Sebastian Möller (Hrsg.) (2024): Organisationen hacken. Einfallstore in eine nachhaltige Arbeitswelt. Mümchen: oekom Verlag.
Der Sammelband ist open access erschienen und kann hier heruntergeladen werden:
https://www.oekom.de/buch/organisationen-hacken-9783987260858
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