Am 28. und 29. November wurde in Düsseldorf zum 17. Mal der Deutsche Nachhaltigkeitspreis verliehen – und neben Rekordbesucherzahlen gab es auch kritische Berichterstattung. Kritik kann Bestehendes verbessern und ein wichtiger Kompass sein und diese aufzunehmen, ist wichtig. Als langjährige Begleiter der DNP möchten wir als Centre for Sustainability Management (CSM) unsere Gedanken zur Veranstaltung und dem Preis teilen und eine Lanze für den DNP brechen.
Wir müssen vorankommen – und brauchen positive Beispiele.
In Zeiten der Krise sind konstruktives Voranschreiten und positive Zielsetzungen besonders wichtig. Derzeit überquellen die Medien mit negativen Nachrichten, die Abwärtsspiralen auch in den Köpfen vieler nachhaltigkeitsmotivierter Menschen erzeugen. Dabei ist Nachhaltigkeit im Kern ein positives Zielbild, das Kraft, Zuversicht und Vertrauen erzeugen kann, wenn ihre Erreichbarkeit an schönen, realen Beispielen konkretisiert und dokumentiert wird. Der Ansatz Vorbildunternehmen, die nachhaltiges Unternehmertum erfolgreich in der Praxis realisieren, zu würdigen, stellt ein Gegenmodell dar zur klischeehaften und konfliktären Darstellung von Krieg, Katastrophe, Krise und Erniedrigung. Unternehmen, die weit mehr für die Gesellschaft und Umwelt tun, als gesetzlich vorgeschrieben ist, sind Vorzeigebeispiele, um deren Auszeichnung es beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis geht.
Der Preis macht – unterschiedliche große – Beiträge zu einer nachhaltigen Zukunft sichtbar und stellt sie ins Rampenlicht. Er regt zur Reflexion an und er stärkt genau die Menschen, die in Unternehmen Nachhaltigkeit voranbringen. Das ist die große Leistung des Teams Deutscher Nachhaltigkeitspreis um Stefan Schulze-Hausmann.
Wir haben mitentschieden – und zwar unabhängig.
Wir forschen und lehren als CSM seit 20 Jahren zum Thema Nachhaltigkeitsmanagement und durften den Deutschen Nachhaltigkeitspreis auch in diesem Jahr – als Forschungsinstitut und Kompetenzzentrum für Nachhaltigkeitsmanagement – begleiten. Prof. Dr. Stefan Schaltegger, Prof. Jacob Hörisch, Prof. Steffen Farny und sechs Kolleg*innen haben in den verschiedenen Fachjurys des Deutschen Nachhaltigkeitspreises für Unternehmen mitgewirkt. Wir haben zusammen mit Jurymitgliedern aus unterschiedlichsten Fachkreisen daran gearbeitet, aus rund 2.000 Kandidaten Gewinner-Unternehmen für über 100 Branchen auszuwählen. In unseren Assessments waren wir nie beeinflusst und konnten zu jedem Zeitpunkt unabhängige Entscheidungen treffen. Die Entscheidungen sind nicht immer leicht, denn einige Branchen sind sehr viel weiter als andere, die sich auf deutlich tieferem Ambitionsniveau bewegen. Unternehmensgrößen, Geschäftsmodelle, Komplexität, Impact und Radikalität der Nachhaltigkeitsleistungen unterscheiden sich stark. Genau das abzuwägen, ist die Aufgabe der Fachjurys und wir leisten dazu auch im kommenden Jahr gern wieder einen wissenschaftlich unabhängigen Teilbeitrag.
Wir freuen uns über viele Beispiele – und mehr inhaltliche Tiefe.
Mit dem Unternehmenspreis ausgezeichnet wurden nicht nur Nachhaltigkeitschampions, sondern nach 2023 zum zweiten Mal vor allem Branchen-Vorreiter, die anderen zeigen, was in ihrer Branche möglich ist. Viele Unternehmen sind noch weit davon entfernt, ein Nachhaltigkeitspionier zu sein, aber sie haben sich auf den Weg gemacht und führen die Branche an. Gerade in Branchen, wo es wenige oder keine „low-hanging-fruit“ gibt, wie der Zement-, Stahl-, Treibstoff- oder Autoindustrie sind Fortschritte für die Erreichung einer Nachhaltigkeitstransformation Deutschlands und Europas von besonders großer Bedeutung. Für den notwendigen Wandel brauchen wir sie alle, wenn wir eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Nachhaltigkeitstransformation von Massenmärkten und der Gesellschaft möchten.
Über 100 Branchen-Vorreiter sind sehr viele Unternehmen und da blieb auf der Bühne wenig Zeit für das „Was“ und noch weniger Zeit für das „Wie“. Ein #DNP18, der den Begründungen und illustrativen Ausführungen (wieder) mehr Raum gibt und mehr Interaktion möglich macht, wäre unsere konstruktive Botschaft an das Team Deutscher Nachhaltigkeitspreis. Damit der DNP ein Ort der Impulse für alle Branchen bleibt, aber auch ein Ort, an dem wir genauer hinter die Ansätze schauen und so voneinander und miteinander lernen können.
… und die großen Nachhaltigkeitsherausforderungen gemeinsam in Deutschland Stück für Stück lösen. Let’s go!
Text: Prof. Dr. Stefan Schaltegger und Anna Michalski