MBA Sustainability Management

Gastbeitrag: Fünf Tipps für den Weg zu CSRD-konformer Berichterstattung

Hand stapelt Holzwürfel mit den Buchstaben E S G und verschiedenen kleinen Grafiken

Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) – Herausforderung oder Chance? Moritz Sckaer und Chantal Gräff aus dem MBA-Netzwerk teilen in diesem Gastbeitrag fünf Praxis-Tipps für den Weg zur CSRD-Konformität: von der Identifikation des Status quo über die Einbindung der Unternehmensführung bis zur strategischen Transformation durch CSRD-Reporting. In einer Zoom-Session des CSM-Alumni e.V. für Studierende und Alumni des MBA Sustainability Management hatten die beiden aus ihrer täglichen Beratungspraxis bei Stakeholder Reporting, part of Mazars, berichtet und mit den Teilnehmenden ihre Erfahrungen aus dem CSRD-Maschinenraum diskutiert.

Ein Gastbeitrag von Moritz Sckaer und Chantal Gräff

Aktuell ist die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ohne Frage eins der vorrangigen Themen für Unternehmen und ihr Nachhaltigkeitsmanagement. Denn 2024 ist das erste Jahr, für das Großkonzerne ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtend nach CSRD ausrichten müssen. Bis 2028 werden Unternehmen verschiedenster Größen nachziehen, womit die CSRD EU-weit insgesamt etwa 49.000 Unternehmen betreffen wird. Mit ihren Offenlegungspflichten entlang der gesamten Wertschöpfungskette gemäß der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) ist die CSRD damit ein wichtiges Element für das im Green Deal festgeschriebene Ziel der EU: Klimaneutralität bis 2050.

CSRD als Herausforderung und Chance

Die regulatorischen Anforderungen der CSRD stellen die Wirtschaft vor neue Herausforderungen – sei es bezüglich unternehmensinterner Verantwortlichkeiten, den ESRS-Inhalten oder der Prüfsicherheit von Berichten. Diese Herausforderungengilt es zu meistern sowie die einhergehenden Chancen als solche zu erkennen und aktiv zu nutzen.

Moritz Sckaer und Chantal Gräff der Nachhaltigkeitsberatung Stakeholder Reporting, part of Mazars, haben sich die letzten zwei Jahre bereits intensiv mit der CSRD beschäftigt und zahlreiche Unternehmen auf dem Weg zur CSRD-konformen Berichterstattung begleitet. Aus diesen Praxiserfahrungen fassen sie die nachfolgenden fünf Tipps zusammen:

Fünf praxiserprobte Tipps für den Weg zur CSRD-Konformität

1. Status quo identifizieren: Der Weg zur CSRD-Konformität ist sehr unternehmensindividuell und von bereits vorliegenden Informationen, Daten und Prozessen sowie Kapazitäten und Budgetierung abhängig. Daher sollte jeder Prozess damit beginnen, den Status quo und damit den Ausgangspunkt weiterer Schritte genau zu erfassen. Die folgenden Fragestellungen können dabei helfen:

  • Welche Anforderungen muss mein Unternehmen wann erfüllen?
  • Wo steht mein Unternehmen in Hinblick auf die Anforderungen?
  • Welche Maßnahmen und Prozesse bestehen bereits (z.B. ESG-Report, doppelte Wesentlichkeitsanalyse, Klimabilanz)?
  • Welche Prozesse müssen vorrangig angepasst oder neu aufgebaut, welche Lücken geschlossen werden?
  • Welche weiteren Schritte muss mein Unternehmen gehen, um mit allen relevanten Anforderungen konform zu sein?
  • Wer ist für die Arbeitspakete zuständig?

2. Unternehmensführung strukturiert einbinden: Das Top Management entscheidet in vielen Fällen direkt über Nachhaltigkeits- und Governance-relevante Themen. Daher ist eine frühzeitige Einbindung der Unternehmensführung empfehlenswert. Es gilt, das Verständnis aufzubauen, Unterstützung zu sichern und die Unternehmensführung aktiv in die Steuerung von Nachhaltigkeitsthemen einzubinden. Mögliche Formate sind beispielsweise CSRD-Workshops oder der strukturierte Austausch zum Prozessfortschritt in einem monatlichen Jour Fixe.

3. Synergien nutzen: Neben der CSRD kommen auch Regularien wie die EU-Taxonomie oder die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD) auf Unternehmen zu. Hier greifen die geforderten Informationen und Datenpunkte an vielen Stellen ineinander. Deswegen ist es sinnvoll, die Regularien gleich zusammenzudenken. So lassen sich Synergien in Daten- und Disclosure-Management nutzen; denn die Steuerung verschiedener Nachhaltigkeitsprozesse in einem übergreifendem Projektmanagement hat sich in der Praxis bewährt. Die Definition einer übergreifenden Roadmap, die über die Regularien hinweg den Weg zur Konformität beschreibt, ist deswegen empfehlenswert.

4. Von Anfang an prüfsicher dokumentieren und Prüfende frühzeitig einbinden: Die CSRD bringt eine verpflichtende Prüfung mit sich. Daher sollte bereits bei Prozessbeginn (siehe Tipp 1) mit einer strukturierten Dokumentation begonnen werden. Empfehlenswert ist außerdem die frühzeitige Einbeziehung der Wirtschaftsprüfenden, um bereits beim Aufsetzen der Prozesse die prüfsichere Durchführung gemeinsam abzustecken.

5. Analyse- und Reportingergebnisse zur strategischen Unternehmensentwicklung nutzen: Zu den Chancen der CSRD gehört das Denken und Handeln „beyond compliance“. Die im Zuge der Konformität durchgeführten Analysen wie Wesentlichkeits- oder ESRS-Lückenanalysen zeigen Besonderheiten, Optimierungspotenziale und Unternehmensvorteile detailliert auf. Gleichzeitig wird internes Wissen über Auswirkungen, Risiken und Chancen vertieft. Unternehmen sollten Analyseergebnisse und Nachhaltigkeitsansätze daher zur strategischen Weiterentwicklung oder sogar der Neuausrichtung der Nachhaltigkeits- sowie der Unternehmensstrategie nutzen.

Fazit: Es gibt (leider) keine ‚One Size Fits All‘-Lösung. Stattdessen müssen die Prozesse unternehmensspezifisch anhand vorhandener Governance-Strukturen, der Unternehmenshistorie und dem aktuellen Status quo aufgebaut werden.

Moritz Sckaer ist Geschäftsführer der Nachhaltigkeitsberatung Stakeholder Reporting GmbH & Co. KG; seit dem Zusammenschluss von Stakeholder Reporting mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Mazars 2023 ist er außerdem Partner ESG & Sustainability Management. Der MBA Sustainability Management Alumni 2018 leitete zuvor u.a. das Team zur Nachhaltigkeitsberichtserstattung der fdDaimler AG. Er verfügt über langjährige Erfahrung im Nachhaltigkeitsmanagement sowie in der Beratung von Unternehmen – von DAX bis KMU.
Moritz Sckaer – Mazars in Germany | LinkedIn

Chantal Gräff berät als Managerin Consultant bei Stakeholder Reporting u.a. einen DAX-Konsumgüterkonzern bei der CSRD-konformen Nachhaltigkeitsberichterstattung. Außerdem führt sie Schulungsreihen zur Implementation von CSRD-Prozessen und Selbstbefähigung von Content Ownern durch. Mit einem Background in Kommunikation und Nachhaltigkeits-Projektmanagement in der Mode- und Textilindustrie ist sie momentan in den Endzügen des berufsbegleitenden MBA Sustainability Management (Jahrgang 19).
Chantal Gräff – Stakeholder Reporting | LinkedIn

Links zum Weiterlesen:
Weitere Informationen und aktuelle News zur CSRD auf dem Mazars Blog

Als Gastautor*innen teilen Studierende und Alumni des berufsbegleitenden MBA Sustainability Management an der Leuphana Universität Lüneburg ihr Wissen, ihre Praxiserfahrungen und ihre Lösungsansätze zu Herausforderungen des Nachhaltigkeitsmanagements.
Sind Sie CSM-Studierende oder Aluma und haben Sie ein Thema, zu dem Sie einen Beitrag beisteuern möchten? Senden Sie Ihren Vorschlag gern an Anna Michalski (csm-kommunikation@leuphana.de)
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