In unserer „MBA-Toolbox Sustainability Management“ stellen wir insgesamt 20 Tools aus 20 Jahren MBA Sustainability Management vor. Wir geben ein Intro zu wichtigen Werkzeugen des Nachhaltigkeitsmanagements, liefern Einblicke in die Praxis und stellen Personen aus unserem Netzwerk vor. Heute: Innerbetrieblicher Emissionszertifikatehandel – Ein Instrument zur Emissionsreduktion. Mit dabei als Fallstudie ist Mineralölunternehmen BP: In der Toolbox zeigen wir, wie BP es schaffte, innerhalb von zwei Jahren seine Emissionen um 10 Prozent zu reduzieren. Der Konzern war das erste multinationale Unternehmen, das einen innerbetrieblichen Emissionszertifikatehandel eingeführt hat.
„Innerbetrieblicher Emissionszertifikatehandel kann helfen die Treibhausgasemissionen eines Unternehmens substantiell zu kürzen. Beispiele zeigen, dass die Methode auch große Reduktionen sehr kostengünstig realisieren kann, im Falle von BP sogar ohne Nettokosten.“
Prof. Dr. Jacob Hörisch, CSM
Tool Innerbetrieblicher Emissionszertifikatehandel
Inhalt
Intro: Innerbetrieblicher Emissionszertifikatehandel
Expert*innen kennenlernen: Prof. Dr. Jacob Hörisch
Einblicke in die Praxis: Wie BP es schaffte, innerhalb von zwei Jahren seine Emissionen um 10 Prozent zu reduzieren
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Direkt ins Intro lesen: Innerbetrieblicher Emissionszertifikatehandel
Text basierend auf dem wissenschaftlichen Artikel von Akhurst et al. (2003)
Die Idee des Emissionshandels wurde erstmals 1968 von dem kanadischen Ökonomen John H. Dales in seinem Essay „Pollution, Property & Prices“ aufgegriffen. Er schlug vor, Emissionen durch handelbare Verschmutzungsrechte zu regulieren. Im Gegensatz zu ordnungspolitischen Maßnahmen handelt es sich beim „cap-and-trade“-Ansatz um einen marktbasierten Mechanismus. Eine begrenzte Anzahl handelbarer Emissionszertifikate wird an Akteur*innen einer Volkswirtschaft verteilt. Unternehmen, die mehr emittieren als ihnen zugeteilt wurde, erhalten eine Geldstrafe oder kaufen Emissionsberechtigungen auf dem Markt von denjenigen, die weniger als die ihnen zugeteilten Emissionsrechte ausstoßen (vgl. Kemfert & Schneider 2009, 93). Mit dem Ziel, die Treibhausgasemissionen schrittweise bis 2050 auf Null zu setzten wurde in allen EU-Ländern, Island, Norwegen und Lichtenstein 2005 das Emissionshandelssystem (EU-ETS) eingeführt.
Ein vergleichbarer, auf Freiwilligkeit basierender Ansatz auf Unternehmensebene stellt der innerbetriebliche Emissionszertifikatehandel (Internal emission trading schemes, IETS) dar. Die erste Anwendung wurde bereits um das Jahr 1998 und somit vor der Einführung des Emissionshandels auf EU-Ebene realisiert (vgl. Dunn 2002, 39; Victor & House 2005, 2100). Der Mechanismus der IETS ist vergleichbar mit dem Emissionshandel auf europäischer Ebene: Die Unternehmensleitung oder eine Fachabteilung entscheiden über die Höchstmenge an Emissionen, die innerhalb eines bestimmten Zeitraums emittiert werden darf. Anschließend erfolgt die Verteilung der Emissionsanteile an alle beteiligten Abteilungen. Die Allokation erfolgt dabei meist über eine der zwei folgenden Methoden (vgl. Hörisch 2013, 570):
- Grandfathering: Die Genehmigungen werden auf der Grundlage der früheren Emissionswerte kostenlos vergeben.
- Versteigerung: Genehmigungen werden an den oder die Meistbietende*n verkauft.
Danach treten die Abteilungen untereinander in den Handel. Das hat den Effekt, dass Abteilungen mit den niedrigsten CO₂-Reduktionskosten ihre Emissionen reduzieren, während Abteilungen mit relativ hohen CO₂-Vermeidungskosten Genehmigungen von Abteilungen mit niedrigeren Vermeidungskosten kaufen (vgl. Akhurst et al. 2003, 657). Somit wird durch den Handel mit Emissionszertifikaten die kostengünstigste Lösung zur Reduktion von Emissionen umgesetzt. Damit ein Unternehmen IETS einführen kann, muss das Unternehmen allerdings über eine gut funktionierende Methode der Bilanzierung verfügen, eine Plattform für den Handel schaffen und über mehrere emittierende Abteilungen verfügen, die im besten Fall sehr unterschiedliche Emissionsvermeidungskosten aufweisen (vgl. Schaltegger et al. 2002, 55 ff.). Mit
IETS werden zahlreiche Vorteile verbunden, wie beispielsweise eine Ökoeffektivität durch eine Höchstgrenze an Emissionen oder eine Kosteneffizienz bei der Emissionsreduzierung (vgl. Akhurst et al. 2003, 658). Zudem können Umweltaspekte in das Kerngeschäft eines Unternehmens integriert werden (vgl. Schaltegger et al. 2022, 55). Der Ansatz schafft sowohl Druck als auch Anreize, um Umweltinitiativen zu fördern (vgl. Zakeri et al. 2015, 198; Akhurst et al. 2003, 657 ff.). Hörisch (2013) zeigt, dass Unternehmen, die IETS anwenden, im Durchschnitt signifikant weniger CO₂ emittieren als Unternehmen, die nicht Gebrauch von diesem Tool machen.
Literatur
- Akhurst, M.; Morgheim, J. & Lewis, R. (2003): Greenhouse gas emissions trading in BP, Energy Policy, Vol. 31, No. 7, 657–663.
- Dunn, S. (2002): Down to business on climate change. An overview of corporate strategies, Greener Management International, Vol. 39, 27–41.
- Hörisch, J. (2013): Combating climate change through organisational innovation. An empirical analysis of internal emission trading schemes, Corporate Governance, Vol. 13, No. 5, 569–582.
- Kemfert, C. & Schneider, F. (2009): Der Emissionshandel in Deutschland und Österreich–ein wirksames Instrument des Klimaschutzes?, Perspektiven der Wirtschaftspolitik, Vol. 10, 92–122.
- Schaltegger, S.; Herzig, C.; Kleiber, O. & Müller, J. (2002): Sustainability Management in Business Entreprises. Concepts and Instruments for Sustainable Organisation Development. Bonn/Berlin: The Federal Ministry for the Environment, Nature Conservation and Nuclear Safety and Federation of German Industries, 1–119.
- Victor, D. G. & House, J. C. (2006): BP’s emissions trading system. Energy Policy, Vol. 34, No. 15, 2100–2112.
- Zakeri, A.; Dehghanian, F.; Fahimnia, B. & Sarkis, J. (2015): Carbon pricing versus emissions trading: A supply chain planning perspective, International Journal of Production Economics, Vol. 164, 197–205.
Über diese Toolbox
Die MBA-Toolbox for Sustainability Management ist als Projekt zum 20-jährigen Jubiläum des MBA Sustainability Management am Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana Universität Lüneburg entstanden. An dieser Toolbox haben viele Menschen mitgearbeitet: ehemalige Studierende, Praxispartner*innen, Wissenschaftler*innen, Nachhaltigkeitsmanager*innen, Gründer*innen und alle Expert*innen auf ihrem Gebiet. Wir sagen Danke und freuen uns über das wachsende und wirksame Netzwerk.
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