MBA Sustainability Management

MBA-Toolbox 14/20: Crowdfunding

In unserer „MBA-Toolbox Sustainability Management“ stellen wir insgesamt 20 Tools aus 20 Jahren MBA Sustainability Management vor. Wir geben ein Intro zu wichtigen Werkzeugen des Nachhaltigkeitsmanagements, liefern Einblicke in die Praxis und stellen Personen aus unserem Netzwerk vor. Heute: Crowdfunding – gemeinsam Großes erreichen mit der Crowd. Mit dabei ist das Food-Start-up fairafric: In der Toolbox zeigen wir, wie durch Crowdfunding-Aktionen ein nachhaltiges Start-up ins Leben gerufen wurde. Ihre Mission: Die gerechteste Schokolade der Welt herstellen.

„Crowdfunding bietet sowohl für Projektinitiator*innen als auch für Unterstützer*innen eine einzigartige Möglichkeit, nachhaltigen Impact zu erzeugen. Erstens können Individuen mit Crowdfunding auf sehr einfache Weise Teil von etwas Größerem werden. Zweitens zeigen Studien, dass Nachhaltigkeit ein Erfolgsfaktor für Crowdfunding ist, weil Crowdfunding-Unterstützer*innen Nachhaltigkeit favorisieren.“

Maike Buhr, CSM

Tool Crowdfunding

Inhalt
Intro: Crowdfunding
Expert*innen kennenlernen: Maike Buhr, Centre for Sustainability Mana
Einblicke in die Praxis: fairafric – Wie durch Crowdfunding-Aktionen ein Start-up ins Leben gerufen wurde.

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Direkt ins Intro lesen: Crowdfunding

Crowdfunding hat sich in den letzten Jahren zu einem immer wichtiger werdenden Instrument der Finanzierung von zivilgesellschaftlichen Projekten, Start-ups und KMU entwickelt (vgl. Buhr et al. 2022, 2; Moritz & Block 2014, 58). ‚Crowdfunding‘ ist eine Form der Finanzierung, bei der relativ kleine Beträge von einer Vielzahl von Menschen über das Internet bereitgestellt werden (vgl. Assenmacher 2017, 5). Besonders das Crowdfunding nachhaltigkeitsorientierter Projekte bietet großes Potential, weil Unterstützer*innen nachhaltigkeitsfokussierte Initiativen bevorzugen (vgl. Hörisch & Tenner 2020, 122).

In der Praxis werden vier verschiedene Arten des Crowdfundings unterschieden, die sich auf die Art der Gegenleistung beziehen, die die Unterstützer*innen für ihre Investitionen erhalten:

Beim rewardbasierten Crowdfunding erhalten Unterstützer*innen einen nicht-finanziellen Anreiz für ihre Investition, der in der Regel in Form des zu finanzierenden Produkts oder der Dienstleistung entgegengebracht wird. Meist wird diese Art des Crowdfundings in Kombination mit dem „Alles-oder-nichts-Prinzip“ durchgeführt. Das bedeutet, dass das gespendete Geld den Projektinitiator*innen erst dann zur Verfügung steht, wenn das Fundingziel innerhalb des fest definierten Zeitraumes erreicht wurde. Wird das Fundingziel nicht erreicht, erhalten die Geldgebenden ihren Betrag zurück (vgl. Assenmacher 2017, 11).

Das ‚Nimm-was-du-kriegen-kannst-Prinzip‘ wird beim spendenbasierten Crowdfunding häufig gewählt. Das bedeutet, dass die Initiator*innen den gesammelten Betrag erhalten, selbst wenn das Mindestfinanzierungsziel nicht erreicht wurde (vgl. Assenmacher 2017, 12). Unterstützer*innen erhalten oft keine Gegenleistung.

Ähnlich wie bei einem Kredit werden beim kreditbasierten Crowdfunding (Crowdlending) Zinsen, und am Ende der Laufzeit das eingesetzte Kapital, ausgezahlt.

Auch das Crowdinvesting ist ein investitionsbasierter Mechanismus, bei dem die Unterstützer*innen anteilig ihres Einsatzes finanziell am Erfolg des Projektes beteiligt werden. Anders als beim Crowdlending ist die angestrebte Kreditsumme weitaus höher und die Kapitalbindung deutlich länger (vgl. Assenmacher 2017, 9; Buhr et al. 2022, 2 ff.).

Ein Crowdfunding-Projekt durchläuft typischerweise 4–6 Phasen, die sich in Teilen überschneiden (vgl. Assenmacher 2017, 15 ff.; Buhr et al. 2022, 14 ff.):

  • In der Vorbereitung werden Projektunterlagen gesammelt und eine passende Plattform ausgewählt. Manche Plattformen agieren inter- und transnational (z. B. KIVA, Indiegogo, Kickstarter). Andere wiederum sind auf nationale (z. B. Startnext) oder regionale Projekte (wie die norddeutsche Plattform Nordstarter, die auf die Region Hamburg spezialisiert ist) ausgerichtet (vgl. Tenner & Hörisch 2020, 121).
  • In der Bewerbungsphase bewirbt sich das Projekt auf der gewünschten Plattform.
  • Danach beginnt die Start- und Kommunikationsphase, in der das Fundingziel und evtl. Gegenleistungen festgelegt werden. Hier ist es wichtig, die Verbindung zur Community auf- und auszubauen (vgl. Buhr et al. 2022, 22). Eine konkrete Projetbeschreibung, deren Sprache positive Emotionen anspricht (vgl. Dorfleitner et al. 2016, 170), sowie ein Projektvideo erhöhen die Professionalität.
  • In der Finanzierungsphase können Unterstützer*innen sich beteiligen, bis das Ziel erreicht ist.
  • Nach erfolgreichem Abschluss der Kampagne und je nach Crowdfunding-Art wird das gesammelte Kapital nach Abzug der Erfolgsprovision für die Plattform an die Initiator*innen ausgezahlt.
  • Danach folgt die Betreuungsphase, in der die Kommunikation mit den Unterstützer*innen und die Umsetzung der Gegenleistungen stattfinden.

Crowdfunding bietet eine Finanzierungsalternative zu Venture-Capital-Geber*innen und Banken in frühen Phasen und hilft, Finanzierungslücken von Gründer*innen, Familien und Freunden zu schließen (vgl. Moritz & Block 2014, 58; Parhankangas et al. 2019, 6).

Literatur

  • Assenmacher, K. (2017): Crowdfunding als kommunale Finanzierungsalternative. Wiesbaden: Springer Gabler.
  • Buhr, M.; Hörisch, J. & Tenner, I. (2022): Crowdfunding für nachhaltige Projekte: Ein Praxisguide. Deutsche Bundesstiftung Umwelt; Leuphana Universität Lüneburg.
  • Dorfleitner, G.; Priberny, C.; Schuster, S.; Stoiber, J.; Weber, M.; Castro, I. de & Kammler, J. (2016): Description-text related soft information in peer-to-peer lending. Evidence from two leading European platforms, Journal of Banking & Finance, Vol. 64, 169–187.
  • Global Citizen (2017): Wie ein Münchener Startup die fairste Schokolade der Welt schaffen will. Online verfügbar unter https://www.globalcitizen.org/de/content/fairafric-die-wahrscheinlich-fairste-schokolade-de/ (Zugriff: 28.09.2023).
  • Hörisch, J. & Tenner, I. (2020): How environmental and social orientations influence the funding success of investment-based crowdfunding: The mediating role of the number of funders and the average funding amount, Technological forecasting and social change, Vol. 161, 120–311.
  • Moritz, A. & Block, J. (2014): Crowdfunding und Crowdinvesting: State of the Art der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur, Zeitschrift für KMU und Entrepreneurship, Vol. 62, No. 1, 57–89.
  • Parhankangas, A.; Mason, C. & Landström, H. (2019): „Crowdfunding: an introduction“, in: Landström, H.; Mason, C. & Parhankangas, A. (Eds.): Handbook of research on crowdfunding. Northampton, MA: Edward Elgar Pub, 1–21.
  • Tenner, I. & Hörisch, J. (2020): “Crowdfunding for responsible entrepreneurship”, in: Pechlaner, H. & Speer, S. (Hrsg.): Responsible Entrepreneurship: Verantwortlich handeln in einer globalisierten Welt. Eichstätt: Springer Gabler, 117–134.

Über diese Toolbox

Die MBA-Toolbox for Sustainability Management ist als Projekt zum 20-jährigen Jubiläum des MBA Sustainability Management am Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana Universität Lüneburg entstanden. An dieser Toolbox haben viele Menschen mitgearbeitet: ehemalige Studierende, Praxispartner*innen, Wissenschaftler*innen, Nachhaltigkeitsmanager*innen, Gründer*innen und alle Expert*innen auf ihrem Gebiet. Wir sagen Danke und freuen uns über das wachsende und wirksame Netzwerk.

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