Ganz so gemütlich wie die Überschrift es vermuten lässt, war es dann doch nicht: 27 Studierende des MBA Sustainability Management der Leuphana Universität Lüneburg arbeiteten eine Woche lang intensiv mit dem Düsseldorfer Familienunternehmen Teekanne zusammen. Im Rahmen des Abschlussworkshops erarbeiteten sie Nachhaltigkeitslösungen für den Teehersteller – im Fokus standen aktuelle Herausforderungen wie die Stärkung nachhaltiger Lieferketten und die CSRD-Richtlinie, aber auch Themen wie die Bewertung von Umwelt- und Sozialprojekten, Mitarbeiterintegration und Kommunikationsstrategien.
Abwarten und Tee trinken? Für Gemütlichkeit ist beim Thema Nachhaltigkeit wenig Zeit. Während des MBA-Abschlussworkshops bei dem Düsseldorfer Teehersteller gab es zwar hin und wieder Zeit für Teepausen, im Fokus stand aber die Entwicklung von passgenauen Nachhaltigkeitskonzepten sowie strategischen Handlungsempfehlungen. Unter hohem Zeitdruck fanden sich die Studierenden als Teams zusammen und bearbeiteten die Aufgabenstellungen. Am Ende präsentierten sie ihre Ergebnisse einer Jury aus Unternehmensvertreter*innen und Expert*innen: Von der TEEKANNE Holding GmbH & Co. KG waren Geschäftsführer Frank Schübel und Dr. Kathrin Gimpel, Leiterin HR Management, und Christian Bergmann, Leiter Einkauf und Logistik, dabei, als Externe Dr. Claudia Schrimpf-Dörges von der Grant Thornton AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.
„Großartiges Engagement der Studierenden, die sich in kürzester Zeit in die Teekanne-Welt eingedacht haben. Wir nehmen sehr gute und kreative Anregungen für den nachhaltigen Ausbau unserer Lieferkette mit“
Jurymitglied Christian Bergmann (Leiter Einkauf und Logistik, Teekanne)
Zu Gast bei einer Alumna: Workshoppartner Teekanne
„Jeden Tag ein Schlückchen besser“ – so formuliert das Familienunternehmen seinen Anspruch, das unternehmerische Handeln nachhaltiger zu gestalten. Es wurde 1882 gegründet und vertreibt nun bereits in der vierten Generation Tee. Teekanne ist der Marktführer im deutschen Teemarkt und fünftgrößter Teeanbieter in der Welt. Das Unternehmen ist Weltmarktführer im Bereich Kräuter- und Früchtetees. Ein globales Geschäft: Die Rohwaren kommen von 150 Lieferanten aus 50 Ländern.
„Wir waren bei einem hochprofessionellen, sehr konventionellen Familienunternehmen mit einer langen Firmengeschichte zu Gast, das vor der spannenden Herausforderung steht, Nachhaltigkeit erfolgreich in den Massenmarkt zu bringen.“
Prof. Dr. Stefan Schaltegger, Studiengangsleiter MBA Sustainability Management, Centre for Sustainability Management (CSM)
In der Lieferkette setzt Teekanne auf Transparenz und langjährige Partnerschaften. Der Anteil der Rainforest Alliance-, Bio- oder Fairtrade-zertifizierten Rohstoffe soll Stück für Stück ausgeweitet werden. In den vergangenen Jahren wurden neue Produkte in Bio-Qualität auf den Markt gebracht. Das Nachhaltigkeitsmanagement des Familienunternehmens leitet MBA-Alumna Mara Woermann. Sie hat auch den Abschlussworkshop vor Ort mit Unterstützung ihrer Praktikantin Noelle Görgens – hervorragend – vorbereitet und mit Kolleg*innen aus den Fachabteilungen im Vorfeld fünf Aufgabenbereiche und Fragestellungen entwickelt, die die Studierenden in der Workshopwoche bearbeiteten.
„Ein neutraler, aber interessierter Blick von außen bringt spannende neue Perspektiven und Einsichten. Zum Beispiel, dass wir in der Kommunikation unsere Rainforest Alliance Aktivitäten klar von den Ursprungsprojekten trennen sollten, oder dass es interessanter und greifbarer für Konsumenten ist, wenn man konkret beschreibt, was der Erfolg eines Projektes ist, statt von getätigten Ausgaben zu berichten. Wir haben einen praxisnahen Vorschlag erhalten zur Bewertung von potenziellen Ursprungsprojekten. Zudem waren die unterschiedlichen Präsentationstechniken und Arbeitsweisen inspirierend. Insgesamt waren wir überrascht über das hohe Niveau und was man alles schaffen kann, wenn man eine Woche lang an einem Thema im Team zusammenarbeiten kann. Last but not least, wir hatten Spaß am Austausch!“
Themenpartnerinnen Monika Haug (Leiterin Einkauf und strat. Warengruppenmanagement. Kräuter und Früchte, Teekanne) & Claudia Florenz (Produktmanagement, Teekanne)
Nachgefragt bei Sebastian Bauer, Workshop-Teilnehmer aus dem 19. Jahrgang
Was nehmen Sie für sich aus der Projektwoche mit, persönlich / beruflich?
Für mich persönlich war es eine intensive, aber auch sehr inspirierende Woche. Konkrete und für das Unternehmen relevante Themen wurden intensiv diskutiert und betrachtet. Studieninhalte wurden in die Praxis transferiert und zu konkreten Lösungsvorschlägen. Für meinen beruflichen Kontext in der Unternehmensberatung wertvolle Erfahrungen, da das bearbeitete Thema CSRD sehr aktuell und für viele Organisationen relevant ist.
Was hat Sie bezüglich der Projektwoche bei Teekanne überrascht?
Die Zusammenarbeit mit Kommiliton*innen und Unternehmensvertreter*innen fühlte sich sehr vertraut an und benötigte keine lange Eingewöhnungsphase. Tiefere Einblicke in das Unternehmen und die Erarbeitung maßgeschneiderter Konzepte in 5 Tagen wäre sonst nicht möglich gewesen. Was mich persönlich sehr begeistert hat, war die aktive Teilnahme der Geschäftsführung und das Engagement der verschiedenen ‚Themenpaten‘. Aus meiner Sicht ein Ausdruck der Relevanz des Themas Nachhaltigkeit für die Teekanne.
Fünf anspruchsvolle Aufgabenstellungen, eine Woche Zeit
Die Fragestellungen werden jedes Jahr in engem Austausch zwischen Unternehmen, Studiengangsleitung und Lehrenden entwickelt. Die intensive Auseinandersetzung bleibt aber nicht auf die Woche im Unternehmen beschränkt: Im Vorwege gibt es bereits vorbereitende Aufgaben, im Nachgang verfassen die Studierenden einen umfangreichen Abschlussbericht, der die Impulse in das Unternehmen trägt. Die verschiedenen Gruppen, die sich jeweils auf spezifische Aspekte der nachhaltigen Unternehmensführung konzentrierten, boten nicht nur eine tiefgehende Analyse, sondern auch konkrete Lösungsansätze. Themen waren die Entwicklung einer effektiven Kommunikationsstrategie für Bio-Tee, Wege zur Mitarbeiterintegration, die Einbindung von Lieferanten und Dienstleistern bei der Entwicklung nachhaltiger Lieferketten, die neuen Anforderungen, die sich aus der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ergeben und die Bewertung von Nachhaltigkeitsprojekten in den Anbauländern.
„Teekanne, aber vor allem wir als HR-Bereich, nehmen konstruktives Feedback sowie einen ehrlichen und unbefangenen Blick auf unsere Unternehmenskommunikation mit. Die Zusammenarbeit mit den Studierenden hat auf unserer Seite zu vielen neuen Ideen geführt, aber auch einen Anstoß gegeben, Prozesse nochmal kritisch zu hinterfragen.“
Themenpartnerin Annika Schur (Referentin Personalentwicklung und Ausbildung, Teekanne)
„Ich will nicht sagen, dass es mich überrascht hat, weil es sich anhört als hätte man diese Erwartungen nicht gehabt: Ich war beeindruckt über den sehr reflektierten Umgang der Student*innen mit der Fragestellung und die hohe Qualität der Diskussionen, die wir geführt haben. Die Ausarbeitung der Student*innen hat interessante Fragen und Gedanken aufgeworfen, die, obwohl wir uns bereits viele Gedanken gemacht haben, es sich lohnt, weiterzuverfolgen.“
Themenpate Jesper Petersen (Leiter Bio Management und Einkauf Tee, Teekanne)
Nachhaltigkeitsmanager*innen vor Ort im Unternehmen
Der Abschlussworkshop ist einer der Höhepunkte des Weiterbildungsstudiengangs MBA Sustainability Management. Jedes Jahr arbeitet das Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana Universität mit neuen Kooperationspartnern zusammen, um das anspruchsvolle Lehrformat zu realisieren. Die Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis kommt sowohl Studierenden als auch Unternehmen zugute: Für die angehenden Nachhaltigkeitsmanager*innen ist der Workshop eine Feuertaufe, für Unternehmen bedeutet er neue Impulse und Innovationschancen.
Das Centre for Sustainability Management (CSM) dankt Teekanne und den Mitgliedern der Jury für den herausfordernden und spannenden Workshop.
Fotos: Mara Woermann, Katharina Guhl
Weiterlesen:
Website Teekanne – Nachhaltigkeit
MBA Sustainability Management
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