Wissenschaft und Unternehmen erarbeiten Studie zur Finanzierung von Photovoltaik-Projekten
Anhand welcher Kriterien bewerten Banken die Finanzierbarkeit von Photovoltaik-Projekten? Welche Sicherheiten sind erforderlich? Welche Rolle spielt hierbei Vertrauen? Um diese und ähnliche Fragen dreht sich „Bankability“ – ein Kriterium, dessen Bedeutung für die Finanzierung der Photovoltaik stetig zunimmt. Bankability, d.h. die Finanzierungswürdigkeit und Akzeptanz auf Seiten der Banken und Investoren, muss aktiv gemanagt werden, um mit Kraftwerksprojekten im zunehmenden Wettbewerb bestehen zu können. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie aus Wissenschaft und Praxis, an der das Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana Universität Lüneburg mitgearbeitet hat.
Nach welchen Kriterien entscheiden sich Kapitalgeber für Investitionen in die Photovoltaik (PV) und welche Bedeutung wird der Bankability beigemessen? Um das herauszufinden führten Forschungsinstitute und Unternehmen gemeinsam eine Studie durch: „The Myth of Bankability: Definition and Management in the Context of Photovoltaic Project Financing in Germany“. Fokussiert wurde die Projektfinanzierung, da diese Finanzierungsmethodik für die Installation von PV-Kraftwerken sowie den Ausbau der erneuerbaren Energien insgesamt von zentraler Bedeutung ist. Befragt wurden Experten aus den für die PV-Projektentwicklung und –finanzierung wesentlichen Akteursgruppen: Banken, Investoren, Projektentwickler, Serviceanbieter und Modulhersteller. Neben dem CSM wurde die Studie vom Institut für Wirtschaft und Ökologie (IWÖ-HSG), Hochschule St. Gallen, Schweiz, dem Nordic International Management Institute (NIMI), Chengdu, China, sowie der COLEXON Energy AG und dem Beratungsunternehmen goetzpartners MANAGEMENT CONSULTANTS GmbH durchgeführt.
Bankability: Keine einheitliche Definition, aber große Wirkung
Anlass für die Untersuchung war die Entwicklung des deutschen PV-Marktes. PV-Projekte haben hierzulande in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erfahren. Gut die Hälfte des weltweiten Ausbaus der Kapazitäten zur Solarstromerzeugung wurde seit 2004 in Deutschland realisiert. Doch ging die Finanzkrise auch an der PV-Industrie nicht spurlos vorüber. Die Banken wählen seitdem noch strenger die für sie interessantesten und qualitativ hochwertigsten Projekte aus. „Die sehr komplexe Entscheidung, ob ein PV-Projekt finanziert wird, basiert auf einer Vielzahl von Kriterien, die zur Bankability eines Projektes führen – oder eben auch nicht“, sagt Florian Lüdeke-Freund, wissenschaftlicher Mitarbeiter am CSM und Mitinitiator der Studie. „Darüber jedoch, was Bankability genau bedeutet und wie sie gemanagt werden kann, gehen die Meinungen auseinander. Die interviewten Experten weisen dem Begriff ganz unterschiedliche Bedeutungen zu. Ziel der Studie war es folglich, ein besseres Verständnis zu erlangen und Bankability erstmals als Konzept zu erfassen.“ Darüber hinaus wird das Verständnis für die Bankability der erneuerbaren Energien im Zuge der „Energiewende“ eine wichtige Rolle spielen.
Während bei Banken ein stabiler Cashflow zur Beurteilung der Bankability im Vordergrund steht, bedeutet Finanzierungswürdigkeit aus Investorensicht, dass, nachdem seitens der Banken der Bankability-Status festgestellt wurde, vor allem Renditeerwartungen erfüllt werden. Für Projektentwickler wiederum bedeutet Bankability ein Zugewinn an Reputation für den eigenen Track Record. Um von den Banken und Investoren einen leichteren Zugang zu Kapital zu erhalten, müssen PV-Projekte diese unterschiedlichen Ansprüche erfüllen. Alle Marktakteure vereint jedoch, dass sie Bankability eng mit Qualität verbinden. Die Güte des Qualitätsmanagement ist seit jeher ein zentrales Unterscheidungsmerkmal im Wettbewerb – analog hierzu müssen alle involvierten Parteien ein klares Verständnis für den Nutzen und die Möglichkeiten eines aktiven Bankability-Managements entwickeln. Die Studie zeigt hierzu Ansätze von befragten Experten auf und entwickelt diese konzeptionell weiter. Ergänzend zu Literatur- und Marktrecherchen basiert die Studie auf 20 Tiefeninterviews mit Expert/-innen in Deutschland und China, die zwischen September 2010 und Januar 2011 befragt wurden.
Expertise aus Wissenschaft und Praxis
Möglich wurde die Studie vor allem durch die enge und interdisziplinäre Zusammenarbeit von Forschungsinstituten und Unternehmen. Das CSM befasst sich als Kompetenzzentrum im Bereich Nachhaltigkeitsmanagement mit unternehmerischer Nachhaltigkeit, CSR und Social Entrepreneurship und forscht u.a. zur Messung von Nachhaltigkeit oder dem Management von Stakeholderbeziehungen. Das IWÖ-HSG befasst sich u.a. mit dem Management erneuerbarer Energien. Der Fokus liegt auf Themen wie die Finanzierung, Vermarktung und Entwicklung neuer Geschäftsmodelle für erneuerbare Energien. Das NIMI in Chengdu, China, befasst sich mit der Kommerzialisierung von Clean Technologies und hat mit seinen direkten Kontakten zu chinesischen PV-Technologieherstellern einen besonderen Expertenfokus auf die Solarindustrie in China.
Auf Unternehmensseite haben sich die COLEXON Energy AG, ein international tätiger PV-Projektentwickler aus Hamburg, sowie das Beratungsunternehmen goetzpartners MANAGEMENT CONSULTANTS GmbH an der Studie beteiligt. Ihnen sind insbesondere sehr wertvolle Einblicke in die Industrie zu verdanken. Die Studie wurde gemeinsam von goetzpartners und COLEXON veröffentlicht.
Sie können die Bankability-Studie hier herunterladen.
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