Unternehmen setzen vermehrt auf Nachhaltigkeitsmanagement. Ziel ist es, die Organisation und das Kerngeschäft ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig zu verbessern und darüber hinaus ein Beitrag hin zu einer nachhaltigen Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft zu leisten. Das setzt notwendigerweise profundes Wissen in puncto Nachhaltigkeit voraus. Welche Chancen sich hier für den künftigen Arbeitsmarkt ergeben, hat Green Responsibility mit Prof. Stefan Schaltegger, Leiter des Centre for Sustainability Management der Leuphana Universität Lüneburg besprochen.
Green Responsibility: Welche Tätigkeitsfelder gibt es innerhalb von CSR?
Prof. Schaltegger: Die Umsetzung von Nachhaltigkeit ist eine Querschnittsaufgabe. Sie zieht sich durch alle Tätigkeitsfelder eines Unternehmens. Bei Forschung und Entwicklung, Produktdesign, Ressourcenmanagement, Einkauf sowie Marketing, aber auch beim Personalmanagement und natürlich auf Geschäftsführungsebene spielt Nachhaltigkeit eine zunehmend bedeutende Rolle. Insofern sind die Tätigkeitsfelder von Nachhaltigkeitsmanagern beinahe so vielfältig wie die des Unternehmens selbst.
Green Responsibility: Absolventen welcher Studiengänge haben Chancen in diesem Bereich zu arbeiten?
Prof. Schaltegger: Nachhaltigkeitsmanagement betrifft alle Abteilungen eines Unternehmens. Daher gibt es in allen Bereichen des Unternehmens Handlungsbedarfe und -möglichkeiten für Nachhaltigkeit. Sowohl Studierende der Natur-, Rechts-, Wirtschafts- wie auch der Sozialwissenschaften können später im Bereich Nachhaltigkeit arbeiten. Hilfreich ist, sich möglichst schon im Studium mit Fragen der Nachhaltigkeit zu beschäftigen und erste Praxiserfahrungen zu sammeln. Berufsbegleitende Weiterbildung ist dann der richtige Schritt, wenn man sich in seinem Arbeitsbereich fundierter für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen oder den Arbeitsbereich weiterentwickeln oder wechseln möchte.
Green Responsibility: Wie sehen die Karriereperspektiven im CSR-Bereich aus?
Prof. Schaltegger: Nachhaltigkeitsmanagement zieht nicht primär Menschen mit herkömmlichen Karriere-Ambitionen an. Leute mit großem Nachhaltigkeitsinteresse möchten sich mit sinnvollen Tätigkeiten befassen und etwas bewirken. Dazu zählen auch Führungskräfte oder solche, die es werden wollen, aber vor allem Menschen, die Verantwortung in der Gesellschaft und im Unternehmen übernehmen wollen. Karriere ist, wenn man mehr Sinnvolles bewirken kann. Dies geht fast immer mit interessanteren Arbeitsinhalten und mehr Gestaltungsfreiheit sowie häufig mit einem Gehaltsanstieg einher, letzterer steht aber meist nicht im Vordergrund.
Green Responsibility: Wie sehen die Verdienstmöglichkeiten aus?
Prof. Schaltegger: Da das Beschäftigungsfeld derart heterogen ist, kann die Frage nach Verdiensten kaum generell beantwortet werden. Bei einem großen Industrieunternehmen kann sicherlich mit sehr viel höherem Gehalt gerechnet werden, als in einer gemeinnützigen Organisation.
Green Responsibility: Wie viele Beschäftigte im Bereich CSR gibt es in Deutschland?
Prof. Schaltegger: Diese Frage kann nicht sinnvoll beantwortet werden, da neben expliziten Nachhaltigkeitsmanagern, die eine entsprechende Stellenbezeichnung haben, sehr viele implizite Nachhaltigkeitsmanager existieren und gesucht werden, die sich im Rahmen ihrer mit einer konventionellen Bezeichnung versehenen Stelle intensiv mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Die gesamte Zahl an Nachhaltigkeitsmanagementstellen ist inzwischen sehr groß und steigt laufend. Führungskräfte können es sich in den meisten Branchen nicht mehr leisten, von Nachhaltigkeit gar keine Ahnung zu haben.
Green Responsibility: Wie hoch ist die Nachfrage nach Nachhaltigkeitsstudiengängen?
Prof. Schaltegger: Insgesamt ist die Nachfrage als unvermindert hoch einzustufen. Immer weniger Unternehmen können sich dem Thema Nachhaltigkeit entziehen. Das zeigt sich auch beim Angebot und der Nachfrage von Studiengängen. Die Interessenten kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Teilweise wurde bei ihnen das Interesse auf persönlicher Ebene geweckt, teilweise kommt die Motivation auch aus den Unternehmen heraus, die ihre Mitarbeiter berufsbegleitend fortbilden lassen.
Green Responsibility: Mit welcher Intention kommen Studierende in Ihre Veranstaltungen?
Prof. Schaltegger: Die Studierenden sind hochmotiviert, suchen sinnstiftende Tätigkeiten und fragen nach Möglichkeiten, sich für eine nachhaltige Entwicklung konkret zu engagieren. Gerade für jüngere Generationen ist Nachhaltigkeit eine viel größere Selbstverständlichkeit und das Interesse am Thema, sowie der Wunsch es in eine berufliche Laufbahn zu integrieren ist sehr groß. Es gibt auch immer mehr Studierende die zu uns kommen, weil sie merken, dass sie mit fundierten Kenntnissen über Nachhaltigkeitsmanagement ihre nächsten Karriereschritte gezielter angehen können. Die große Nachfrage hat dazu geführt, dass wir unseren Weiterbildungsstudiengang MBA „Sustainability Management“ 2013 bereits im 10. Jahrgang starten. Noch ist es der einzige MBA-Studiengang mit dieser expliziten Ausrichtung. Mehr und mehr Hochschulen integrieren jedoch Nachhaltigkeitsaspekte in ihre Studiengänge und Module.
Über Prof. Schaltegger:
Prof. Dr. Stefan Schaltegger ist Ordinarius für Betriebswirtschaftslehre an der Leuphana Universität Lüneburg. Er leitet das Centre for Sustainability Management (CSM) und hat 2003 den weltweit ersten MBA „Sustainability Management“ eingeführt. Er forscht mit seinem Team zu unterschiedlichen Themen des Nachhaltigkeitsmanagements.
Über die Leuphana Universität:
Das Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana Universität bietet den weltweit ersten MBA-Studiengang „Sustainability Management“ an. Studierende dieses Fernstudiums werden zu Persönlichkeiten ausgebildet, die Nachhaltigkeit unternehmerisch umsetzen. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen mit unterschiedlichster Vorbildung.