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Nachhaltigkeitsberichte wirken: Unternehmen mit verbesserter Berichterstattung senken Emissionen

Nachhaltigkeitsberichte werden oft damit begründet, dass Transparenz über die Umwelt- und Sozialwirkungen des Unternehmens geschaffen werden soll. Nun wurde ein ganz anderer Nutzen von Nachhaltigkeitsberichten empirisch nachgewiesen: die Reduktion von CO2-Emissionen durch verbesserte Berichterstattung. Untersucht wurden Daten von 280 der 500 weltweit größten Unternehmen.

Von Prof. Dr. Stefan Schaltegger

Stefan Schaltegger

Für ein Untersuchungsgruppe von 284 der fünfhundert größten Unternehmen der Welt, für die entsprechende Daten erhältlich waren, konnte für den Zeitraum von 2008 bis 2012 gezeigt werden, dass eine Verbesserung der Berichterstattung mit einer Reduktion der CO2-Emissionen einhergeht.

280 der 500 größten Unternehmen untersucht

Dr. Wei Qian von der University of South Australia, Adelaide, und Professor Dr. Stefan Schaltegger vom Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana Universität Lüneburg haben die Daten des Carbon Disclosure Projects (CDP) mit dem weltweit größten Datenset zu CO2-Emissionen von Unternehmen ausgewertet.

Wirkung: Berichte schärfen Bewußtsein für Nachhaltigkeit bei Führungskräften

Ihre Hypothese konnte bestätigt werden, dass qualitativ verbesserte Berichterstattung zu Klimaemissionen zur Reduktion von CO2-Emissionen führt. Die Grundlogik ist dabei, dass eine verbesserte Qualität der Berichterstattung zu einem erhöhten Bewusstsein bei Mitarbeitenden und Führungskräften führt und damit mehr Entscheidungsträger im Unternehmen sich intensiv mit dem Themenbereich auseinander setzen und handeln. Als Folge der höheren Transparenz und dadurch angeregter Verbesserungsmaßnahmen sinken die CO2-Emissionen des Unternehmens.

Veröffentlichung im British Accounting Review

Die soeben im British Accounting Review online veröffentlichte Studie hat Veränderungen der Veröffentlichungsqualität von Kohlendioxidemissionen (carbon disclosure levels) in einem Jahr mit Veränderungen der CO2-Emissionen im Folgejahr analysiert. Im Durchschnitt emittieren die untersuchten Unternehmen im Betrachtungszeitraum 516 Kilogramm CO2 pro tausend Dollar Umsatz. Die Veröffentlichungsqualität jedes beteiligten Unternehmens wird vom Carbon Disclosure Project jährlich analysiert und anhand eines Indikators (Carbon Disclosure Score) bekannt gegeben.

Dabei konnte aufgezeigt werden, dass mit jedem Prozent Verbesserung an Veröffentlichungsqualität im Folgejahr im Durchschnitt 1,82 Kilogramm CO2-Emissionen insgesamt (sog. Scope 2 beim Unternehmen und den direkten Lieferanten) pro tausend Dollar Umsatz und 1,48 kg/tausend $ Umsatz im Unternehmen selbst (Scope 1) reduziert wurden. Wenn die Reduktionswirkung prozentual (für 1% höhere Veröffent­lichungs­qualität 3,5% Verbesserung für Scope 2 bzw. 2,8% für Scope 1) auch nicht sehr groß ist, so ist doch erfreulich, dass auch unter Berücksichtigung von weiteren Einflussfaktoren, die zu einer CO2-Reduktion führen können, deutlich nachgewiesen werden konnte, dass die qualitative Verbesserungen der Berichterstattung zu einer tatsächlichen, effektiven Minderung von CO2-Emissionen führen.

Weitere positive Langzeiteffekte vermutet

Da die Reduktion von CO2-Emissionen häufig mit Investitionen in energieeffizientere Anlagen und Gebäude verbunden ist, ist bei einer Betrachtung von längeren Wirkungszeiträumen die Reduktionswirkung möglicherweise noch größer. Die vorhandene Datenlage hat eine entsprechende Analyse bisher jedoch nicht ermöglicht und bleibt eine Herausforderung für die zukünftige Forschung.

Qian, W. & Schaltegger, S. (2017, online): Revisiting Carbon Disclosure and Performance: Legitimacy and Management Views. The British Accounting Review. https://doi.org/10.1016/j.bar.2017.05.005

Hintergrund: Professor Stefan Schaltegger leitet das Centre for Sustainability Management (CSM) und hat 2003 den weltweit ersten MBA Sustainability Management eingeführt. Sein Forschungsschwerpunkt ist Nachhaltigkeitsmanagement, insbesondere Messung und Steuerung unternehmerischer Nachhaltigkeit (Environmental and Sustainability Accounting and Reporting, Nachhaltigkeitscontrolling, Sustainability Balanced Scorecard), Grundlagenkonzepte und Methoden des Nachhaltigkeitsmanagements (Operationalisierung unternehmerischer Nachhaltigkeit, Biodiversitätsmanagement, ) sowie Management von Stakeholder-Beziehungen.