Es waren zwei tolle Tage voller Wiedersehensfreude, spannender Vorträge und feierlicher Titelverleihungen – endlich wieder vor Ort und zum ersten Mal im Zentralgebäude der Leuphana Universität Lüneburg. Schon zur Fachkonferenz mit dem Thema „Resilienz – Krisen kraftvoll begegnen“ kamen fast 100 Alumnae zusammen. Sie setzten sich in Vorträgen und Workshops mit dem Thema auseinander – neurowissenschaftlich, unternehmerisch und wissenschaftlich. Die Verabschiedung der Absolvent*innen stand dann ganz im Zeichen der Freude: In den traditionellen Talaren wurden Selfies gemacht, die Urkunden entgegen genommen und – dann ohne Talare – bis weit in die Nacht hinein gegessen und getanzt.
Die Zeit steht im Zeichen von Krisen. Um diesen emotional wie wirtschaftlich nicht hilflos ausgeliefert zu sein, braucht es „Resilienz: die Fähigkeit, schwierige Situationen ohne nachhaltige Beeinträchtigungen durchzustehen.“ Professor Stefan Schaltegger eröffnete die diesjährige Fachkonferenz mit der deutlichen Botschaft, dass Unnachhaltigkeit die schwierigste Lebenssituation ist, die wir zu meistern haben – aber dass die Change Maker*innen des MBA Sustainability Management mit ihren Fähigkeiten zu Lösungen beitragen können.
Resilienz beginnt im Kopf – Impulsvortrag von Prof. Maren Urner, Neurowissenschaftlerin
Um Lösungen ging es in unserem ersten Vortrag dann auch Maren Urner. Sie nahm uns mit auf eine Reise durchs Gehirn. Denn dort beginnt Resilienz und dort beginnen auch Krisen. Dabei war ihr wichtig, dass jedes Gehirn ein bisschen anders aussieht und somit jede und jeder eine andere Wahrnehmung von Situationen hat. Unsere einzige Chance, das Erleben anderer zu verstehen, ist Kommunikation – Und die Krisen, die wir im Moment erleben, – so Urner – sind das Ergebnis von gescheiterter Kommunikation. Hieran müssen wir etwas ändern, wenn wir gut durch diese Zeit kommen wollen. Als Verfechterin des konstruktiven Journalismus erklärte Sie, wie die Flut an negativen Nachrichten in den Medien unsere Gehirne in negative Weltanschauungen und eine erlernte Hilflosigkeit stürzt. Nur durch neue Geschichten, die lösungsorientiert ausgerichtet sind und durch neue Erfahrungen können wir Veränderungen herbeiführen.
„Das Reden über Probleme macht Probleme. Das Reden über Lösungen macht Lösungen. Deswegen müssen wir drei Chancen nutzen:
1. Bessere Fragen stellen. „Wofür“ statt „Wogegen“?
Maren Urner
2. Lagerdenken überwinden – mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner beginnen!
3. Neue Geschichten erzählen, die Selbstwirksamkeit erlebbar machen.“
Lösungen in der Baubranche – Impulsvortrag von Dr. Christine Lemaitre, DGNB
Von solchen Lösungsansätzen berichtete im nächsten Vortrag Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand des DGNB e.V. Sie erklärte einen klimapositiven Gebäudebestand zu einem zentralen Ziel und hatte dabei auch eine gute Nachricht: „Wir können gute Häuser bauen – es wird nur noch viel zu wenig gemacht“. Die Zertifizierung durch den DGNB zeichnet die positiven Projekte aus und macht so bereits existierende Lösungen sichtbar.
Resilience as a Service – Impulsvortrag von Dr. Karsten Hurrelmann, Uni Oldenburg
Auch Karsten Hurrelmann stellte die Bedeutung von Lösungsorientierung und Resilienz heraus. Diese sollte neben Effizienz, Suffizienz und Konsistenz als vierter Nachhaltigkeitsfaktor gesehen werden. Für ihn liegt die Chance für Unternehmen in „Resilience as a Service“ – Unternehmen müssten sich also fragen, wie sie Resilienz und Geschäftsidee verbinden können. Als Beispiel stellte er die HanseGrand Klimabaustoffe vor, die besser an extremere Wetterverhältnisse angepasst sind als herkömmliche Baustoffe und somit klima-resilientere Fahrrad- und Fußgängerwege ermöglichen. Für ihn ist klar, dass Unternehmen durch die aktuellen Krisen einen hohen Bedarf an Innovationsprozessen haben. Daher lägen Veränderungen auch im unternehmerischen Interesse.
Wie sind deutsche Unternehmen aufgestellt? – Impulsvortrag von Yvonne Zwick, Baum e.V.
Yvonne Zwick, Vorsitzende des Baum e.V., warf einen Blick auf die Resilienz deutscher Unternehmen. Dabei wurde deutlich, wie vielschichtig diese betrachtet werden kann. Faktoren waren unter anderem:
- Der Zusammenhalt innerhalb der Belegschaft
- Die Existenz eines Krisenteams
- Das Vorhandensein von Nachhaltigkeitsmanager*innen im Unternehmen
- Diversität
- Die im Unternehmen vorhandenen Kompetenzen
Und Resilienz in der Praxis? – Im Gespräch mit Dr. Christian Wilbers, CEWE Stiftung & Co. KG und Lars Lunge, Lunge GmbH
Der Blick auf deutsche Unternehmen stellte den perfekten Übergang zu zwei Berichten aus der Praxis dar. Christian Wilbers, CEWE Stiftung & Co. KG und Lars Lunge, Lunge GmbH, gaben in ihren Impulsvorträgen wichtige Erkenntnisse zur Resilienz ihrer Unternehmen weiter. Diese hätten dabei auf den ersten Blick kaum unterschiedlicher sein können. Lars Lunge betonte wie wichtig Beständigkeit und Kundenkontakt seien – seine Firma stellt hochwertige vegane Laufschuhe her und legt besonders auf Service und Langlebigkeit wert. Dadurch blieben die Kunden auch in Krisen treu. Christian Wilbers hingegen stellte die Firmengeschichte von CEWE Fotoservice vor, einem Unternehmen, dass sich seit 110 Jahren ständig neu erfindet. Vom Kamerageschäft zum Fotoentwickler zum Foto-Großlabor ging die Reise über digitale Fotoabzüge hin zu Self-Service-Maschinen und Fotobüchern. Für ihn war Kernfaktor der Unternehmensresilienz der Fokus auf Innovation und der Mut, Neues auszuprobieren.
Trotz der unterschiedlichen Herangehensweisen: einen Ansatz hatten beide Firmen doch gemeinsam. Fairness, Zuverlässigkeit und Dialogbereitschaft im Geschäftsleben waren für beide essentielle Eigenschaften, die ihnen durch die Krisen halfen und mit denen sie anderen helfen konnten.
Workshops und Networking – das weitere Programm der Fachkonferenz
Wie bindet man das Wissen über Resilienz nun in das eigene Denken ein? Laut Maren Urner durch neue Erfahrungen. Ganz in diesem Sinne standen außerhalb der Impulsvorträge hauptächlich drei Dinge auf dem weiteren Freitags- und Samstagsprogramm: Workshops, Workshops und viel Zeit für den Austausch miteinander. Die Themen und Personen waren unter Anderem:
- Den eigenen Bedürfnissen auf der Spur (Katharina van Bronswijk)
- Resilienz stärken – mehr Widerstandskraft in Krisenzeiten (Christiane Petersen)
- Präsentation & Rhetorik (Jan Friedrichs & Team)
- Jobperspektiven und Herausforderungen im Nachhaltigkeitsmanagement (Sandra Broschat, Anke Steinbach)
- Startworkshop Peer-Mentoring (Christoph Schuseil)
- Resiliente Bilder für Nachhaltigkeit entwickeln (Dr. Anne-Kathrin Winkler-Hanns)
Der Freitagabend stand dann ganz im Zeichen des Networkings und Wiedersehens. Im Stadtgespräch in Lüneburg wurde geredet, gelacht, sich wiedergetroffen und kennengelernt.
Herzlichen Glückwunsch! – CSM verabschiedet 26 Absolvent*innen
Den Abschluss des MBA Sustainability Management bildet seit nun fast 20 Jahren ein feierlicher Abschied in klassischen Talaren und mit dem Wurf der Hüte, angeleitet von Stefan Schaltegger. Doch auch die Reden dürfen nicht fehlen und so sprachen dieses Jahr zunächst Prof. Schaltegger und die Oberbürgermeisterin der Hansestadt Lüneburg und MBA-Alumna Claudia Kalisch.
Stefan Schaltegger baute zunächst einen gewissen Erwartungsdruck auf. Die Reputation der MBAler*innen öffne Türen, aber sie schüre auch hohe Erwartungen, denn sie sind bekannt dafür, dass sie exzellente Lösungen finden und konstruktiv gestalten. „Beim Marathon beginnt bei Kilometer 35 erst der Spaß“ zitiert er Lars Lunge und spielt damit auf das Durchhaltevermögen an, das alle Absolvent*innen im Angesicht der großen Aufgaben benötigen werden. „Aber die Zahl der Absolvent*innen wächst weiter und Sie werden mehr denn je benötigt. Um einen anderen Weg zu gehen benötigen Sie Lebensenergie, denn verändern tut, wer andere motivieren kann und motivieren kann, wer andere begeistert.“
„Der Titel ist entscheidend, um in Positionen zu kommen, in denen man wirklich etwas bewirken kann: durch die Rückbesinnung auf das Wesentliche und durch langfristige Lösungen!„
Prof. Stefan Schaltegger
„So wünsche ich euch, dass ihr alle die Chance habt, euer gelerntes Wissen einzusetzen und Lösungen in die Welt zu tragen.“
Claudia Kalisch
Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch begann ihre Rede mit einer Feststellung. „Ich bin eine von Euch und ohne den MBA würde ich hier nicht stehen.“ Sie selbst hat den Studiengang als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Centre for Sustainability Management (CSM) mit aufgebaut und später selbst absolviert.
„2008 habe ich mein MBA-Studium abgeschlossen. Ohne dieses wäre ich sicherlich nicht dort, wo ich heute bin. Zur Jahrtausendwende beschäftigte ich mich noch mit Umwelt-, später mit Nachhaltigkeitsmanagementthemen in verschiedensten Funktionen: aus der freien Wirtschaft in den öffentlichen Dienst, zurück in die freie Wirtschaft und nun doch über die Politik in das Amt als Oberbürgermeisterin. Der MBA-Titel hat natürlich dazu beigetragen, doch insbesondere die Inhalte sind für meine Tätigkeit heute wichtiger denn je. Denn die Komplexität und Vielfalt an Themen und Beziehungen ist enorm, begleitet von einem hohen Zeit- und Entscheidungsdruck mit einer 24/7-Verantwortung.“
Claudia Kalisch, Oberbürgermeisterin der Hansestadt Lüneburg
Der MBA war für sie ein Herzensprojekt. Am Anfang habe niemand ahnen können, wie gut er sich entwickeln und wie bekannt er werden würde. Man habe nur gewusst, wie notwendig es sei, auf Nachhaltigkeit zu setzen und dass der MBA viel mehr sein würde als ein Weiterbildungsangebot. „Stefan (Schaltegger) hat früher gesagt, der MBA soll subversiv die Unternehmen unterwandern – das brauchen die neuen Absolvent*innen nicht mehr.“
Ein ausgezeichneter Workshop – Einblick ins Studium
Jeder MBA Jahrgang bestreitet zum Ende des Studiums einen einwöchigen Abschlussworkshop in einem Unternehmen. Mit einer konkreten Fragestellung, wenig Schlaf und einem gut gefüllten Werkzeugkoffer werden Lösungen erarbeitet, die dem Unternehmen die Weichenstellung in Richtung einer (noch) nachhaltigeren Entwicklung ermöglichen. 2022 fand dieser Workshop bei der BÜFA GmbH statt. Yvonne Burmann bedankte sich für die tolle Qualität der Ergebnisse und erinnerte sich an das große Interesse aus den jeweiligen Geschäftsbereichen und der Geschäftsführung. Zum Abschluss teilte sie noch eine besondere Nachricht: Mit dem Workshop hat die BÜFA den zweiten Platz des Responsible Care Wettbewerbs des VCI Nord gewonnen und sich gegen namhafte Mitbewerber durchgesetzt.
„Die BÜFA GmbH hat durch den Workshop wertvolles Feedback und wertvolle Informationen erhalten. Der Wille ist da – wir wollen die Welt ein Stück besser machen.“
Yvonne Burmann BÜFA GmbH
Von arbeitsintensiven Abschlussworkshops berichteten auch die Absolvent*innen Dominique Breuer und Bettina Steuri. Nach einer augenzwinkernden Vorstellungsrunde, die die Zuschauer*innen von ihren Plätzen lockte, plauderten die beiden „aus dem Nähkästchen“. Sie erzählten von hektischen Messenger-Kommunikationen, wenn die nächste Prüfungsaufgabe freigeschaltet war, von langen Nächten und viel Kaffee und von der Schwierigkeit, sich unter den vielen Nachhaltigkeitsthemen eines für die Masterarbeit auszuwählen. Zum Abschluss bedankten sie sich beim MBA-Team des CSM für die gute Unterstützung durch das ganze Studium und für den feierlichen Abschied.
„Wir bedanken uns bei allen Absolventen und Absolventinnen für das hilfsbereite Miteinander. Wir waren eine tolle Gruppe!“
Dominique Breuer & Bettina Steuri
Nachhaltigkeit in die Aufsichtsräte – Der Master-Thesis-Award
Für ihre herausragende Masterarbeit erhielt dieses Jahr Caroline Geier den Master Thesis-Award, der jährlich vom CSM-Alumni e.V. vergeben wird. Ihre Arbeit mit dem Titel „Klima Governance in deutschen Aufsichtsratsgremien – Wie Aufsichtsräte deutscher Aktiengesellschaften eine effektive Klima Governance ihrer Unternehmen forcieren können“ erhielt viel Lob und verleitete Prof. Schaltegger und Ina Reinders zu der Aufforderung, die Absolvent*innen sollten nun alle die deutschen Aufsichtsräte unterwandern.
Die Kür: Hutwurf, gutes Essen und eine rauschende Feier
Der aufregendste Moment des Samstages war, wie jedes Jahr, der legendäre Hutwurf. „Und Hut“ scholl es dieses Jahr über den Vorplatz des Zentralgebäudes und symbolisch wurden so die Absolvent*innen verabschiedet und die Party eingeläutet. Mit Sekt, einem vegetarisch/veganen Buffet und in gelöster Stimmung nahm der Abend Fahrt auf und hatte seinen krönenden Abschluss mit DJane Tilly und Musik und Tanz bis spät in die Nacht.
Das CSM dankt allen Teilnehmenden und Referent*innen der Fachkonferenz für die spannenden Diskussionen und dem CSM-Alumni e.V. für die gemeinsame Organisation. Herzlichen Dank an die Gratulationsredner*innen, die Musiker und die DJane für die gute Stimmung und Marie Meyer für das Titelbild.
Managen für morgen. Netzwerken für übermorgen.
Fast 800 Studierende und Alumni und über 50 Praxis- und Kooperationspartner bilden inzwischen das größte universitäre Netzwerk zum Thema Nachhaltigkeitsmanagement – ihr Zuhause ist das CSM der Leuphana. Studieninteressierte können sich für den kommenden Studienstart des 20. Jahrgangs des MBA Sustainability Management im Frühjahr 2022 noch bis zum 30. September bewerben.
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