Wie kann man Konsument*innen unterstützen, nachhaltigere Ernährungsentscheidungen zu treffen? Eine Studie des Centre for Sustainability Management (CSM) und der Nordakademie zeigt: Bereits kleine „Anstupser“ auf Verpackungen, sogenannte Nudges, können dabei helfen, nicht-nachhaltige Ernährungsgewohnheiten abzulegen.
Unsere Ernährung trägt substanziell zum Klimawandel bei. Je nach Schätzung verursachen Anbau, Aufzucht, Verarbeitung, Transport, Zubereitung und Entsorgung von Lebensmitteln insgesamt 16 bis 30 Prozent aller CO2-Emissionen – und damit so viel wie der gesamte Mobilitätssektor. Den größten Anteil daran haben tierische Produkte. Fleisch und Milch benötigen allein für die Herstellung so viel Landfläche wie kein anderes Konsumgut der Welt. Es wäre umwelt- und klimafreundlicher und darüber hinaus auch gesünder, weniger tierische Produkte zu konsumieren und insbesondere weniger Fleisch zu essen. Doch obwohl das bekannt ist und immer mehr Fleischersatzprodukte den Markt erobern: Noch immer isst jede*r Deutsche etwa 60 Kilogramm Fleisch und Wurst im Jahr, der Warenkorb häuslich konsumierter Lebensmittel zu etwa 40 Prozent aus tierischen Produkten. Wenn Aufklärung und Bildung, Ratgeber und Plakate nicht helfen, wie könnte das Konsumverhalten dann in Richtung einer klimaschonenden und gesunden Ernährung verändert werden? Mit dieser Frage haben sich Wissenschaftler*innen des Centre for Sustainability Management (CSM) der Leuphana Universität Lüneburg und der Nordakademie im Rahmen des Projekts „Impulsierung einer nachhaltigen Ernährungsweise“ beschäftigt.
„Informations- und Aufklärungskampagnen für einen klimaschonenden und gesunden Lebensmittelkonsum sind wichtig, haben aber bisher das alltägliche Kaufverhalten kaum geändert“, erläutert Professor Dr. Holger Petersen von der Nordakademie.
Entscheidungsexperiment: Mit „Anstupsern“ zu einer nachhaltigen Ernährungsweise
Entscheiden sich Konsument*innen für die Fleisch- oder Gemüse-Variante eines Angebots? In einem Experiment testete das Forschungsteam, welchen Einfluss unterschiedliche Verpackungsmerkmale auf diese Entscheidung haben. Wählen konnten die Testpersonen zwischen unterschiedlich „verpackten“ Lasagne-Zubereitungen mit oder ohne Fleisch.
Das Ergebnis: Wenn eine Lebensmittelampel „Nutri-Score“ und „Klima-Sterne“, eine stark vereinfachte Angabe der CO2-Emissionen einer Mahlzeit, auf einer Verpackung abgebildet sind, entscheiden sich Testpersonen signifikant häufiger für die nachhaltigere Variante ohne Fleisch. Schon kleine „Anstupser“, sogenannte Nudges, regen Konsument*innen zu einer nachhaltigen, d. h. klimaschonenden und gesunden Ernährungsweise an. Der Begriff „Nudging“ beschreibt, wie vorherrschende Routinen bei der Entscheidungsfindung durch eine Ausgestaltung der Entscheidungssituation mit sanften Anstubsern verändert werden – ohne jedoch die Entscheidungsfreiheit zu beschneiden, ohne Verbote und ohne materielle Anreize. Dementsprechend haben die Stupser vor allem bei nachhaltigkeitsmotivierten Personen gewirkt, während starke Fleischesser die Nudges weitgehend ignoriert haben.
„Eine verbesserte Gestaltung von Lebensmittelverpackungen kann nachhaltigkeits- und gesundheitsorientierten Verbraucher*innen mit kleinen „Anstupsern“ – sogenannten „Nudges“ – helfen, ihre Grundsatzentscheidung für eine nachhaltige Ernährungsweise beim Einkauf auch tatsächlich umzusetzen“, erläutert Professor Dr. Schaltegger vom Centre for Sustainability Management der Leuphana Universität.
Die Studie liefert erstmals Erkenntnisse, wie Nudging über Verpackungshinweise in Einkaufssituationen wirken kann und zeigt: Unternehmen der lebensmittelverarbeitenden Industrie könnten über eine entsprechende Verpackungsgestaltung einen klimaschonenden und gesunden Nahrungsmittelkonsums anregen.
Weitere Informationen
FOX-Projektseite „Impulsierung einer nachhaltigen Ernährungsweise“
Beitrag auf dem Nachhaltigkeitsportal Utopia – „Nutri-Score, Lebensmittelampel & Co.: Was bringt die Kennzeichnung wirklich?“
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.