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Zwischenkonferenz ‚Vom Öko zum Ökopreneur‘ – ein Rückblick

Oft fehlt es an Orten und Gelegenheiten, an denen Initiator*innen nachhaltiger Gründungsideen in frühen Phasen die Möglichkeit bekommen, sich mit erfahrenen Gründer*innen auszutauschen. Unternehmerische Vorbilder, die Gründungskompetenzen und Nachhaltigkeit verbinden, sind ebenfalls nicht überall anzutreffen. Einen Impuls zu setzen, um diese Lücken zu schließen, das war das Ziel der Zwischenkonferenz des DBU-geförderten Projektes ‚Vom Öko zum Ökopreneur – Zwischen Aktivismus und Unternehmer*innentum: Praktische Ansätze nachhaltiger Transformation‘ an der Leuphana Universität Lüneburg und im Utopia Lüneburg. Im Sommer 2024 kamen 40 Personen zusammen, darunter Studierende, Personen aus Umweltverbänden, der Gründungsberatung, der Forschung sowie Gründer*innen und Menschen, die kurz vor einer Gründung stehen.

Die Konferenz verfolgte zwei Kernziele: 1) Das Potential und die Bandbreite nachhaltigen Unternehmer*innentums praktisch aufzeigen und 2) jungen Menschen eine Bühne und einen Austauschort für ihre nachhaltigen Gründungs- und Projektideen geben.

Nachhaltige Transformation erkunden – Impulse, Diskussionen, Gallery Walk und Exkursion

Eröffnet wurde die Konferenz von Prof. Jacob Hörisch und Maike Buhr, die das Projekt ‚Vom Öko zum Ökopreneur‘ gemeinsam mit studentischen Mitarbeitenden umsetzen. Danach folgte ein Grußwort von Verena Exner von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, die das Forschungsprojekt als Fördermittelgeberin begleitet. Frau Exner gab einen Einblick darin, wie vielfältig die DBU hinsichtlich nachhaltiger Themenschwerpunkte aufgestellt ist und wie die Bedeutung nachhaltigen Unternehmer*innentums und folglich die des Ökopreneurprojektes ist. Anschließend hielten Finn Seidel von LOKORA, Malte Pfahl von Backdigital und Dr. Diana Schönenberger von BonusBot drei spannende Keynotes zu ihren Unternehmungen, die vielfältige Einblicke in nachhaltiges Unternehmer*inntum ermöglichten, insbesondere auch vor dem Hintergrund Nachhaltigkeit und den Kund*innennutzen zusammenzudenken. Erste Forschungserkenntnisse und -trends aus dem Ökopreneurprojekt wurden vorgestellt, unter anderem dazu, welche Kompetenzen für nachhaltiges Gründen wichtig sind und welche Maßnahmen hier besonders bedeutsam sind.

Es folgte ein Gallery Walk, bei dem Student*innen und junge Menschen aus dem Projektnetzwerk ihre nachhaltigen Gründungs- und Projektideen vorstellen konnten. Sie präsentierten, wie regenerative Landwirtschaft, Kinderbetreuung, intelligente Müllrückführsysteme, nachhaltige Textilfasern und nachhaltige Konsummöglichkeiten unternehmerisch umgesetzt werden können. Anschließend folgte eine spannende Panel-Diskussion zum Potential und der Rolle von Ökopreneurship mit Mara Heckmann von NIDISI und Amelie Harm & Agnes Maria Paul von hempy period, Prof. Dr. Jana-Michaela Timm von der Universität Hamburg und Fabian Vorländer von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt. Am darauffolgenden Tag führte die Konferenz im Rahmen einer Exkursion in das Utopia Lüneburg. Das Utopia Lüneburg ist ein nachhaltiges Gründungszentrum, Co-Working-Space, Startup-Inkubator, Werkstatt und eine lebendige Community. Während der Exkursion konnten die inspirierende Gründungsgeschichte des Utopia sowie deren Räume kennengerlernt werden. Es gab intensive Diskussionen darüber, wie das Utopia gemeinsam weitergestaltet werden kann und die wichtigsten Erkenntnisse für nachhaltiges Unternehmer*innentum vom Vortag der Konferenz wurden reflektiert.

Lessons Learned für den Weg ‚Vom Öko zum Ökopreneur‘

Als zentrale Lessons Learned stellten sich vor allem folgende Punkte heraus:

  1. Gründungskompetenzen entwickeln sich mit der Zeit: Perfekte Gründungskompetenzen sind zu Beginn nicht das Wichtigste. Durch die Teilnahme an diversen Angeboten, Veranstaltungen, Trainings und Wettbewerben können Netzwerke aufgebaut und Fähigkeiten verbessert werden.
  2. Netzwerkaufbau: Besonders in der Anfangsphase ist es essenziell, ein Netzwerk zu etablieren. Frauen profitieren besonders von Netzwerken speziell für Gründerinnen. Ein gutes Netzwerk führt nicht nur zu relevanter Vernetzung untereinander, sondern sorgt auch für gegenseitiges Empowernment.
  3. Offene Kommunikation: Es ist wichtig, viel über die eigene Idee zu sprechen und sich zu fokussieren. Dies hilft, Feedback zu erhalten und die Idee weiterzuentwickeln. Seine Gründungsidee lange unausgesprochen für sich zu behalten, nimmt einem die Chance auf wichtige Reflexion.
  4. Zielgruppenfokus: Die Bedürfnisse der Zielgruppe sollten stets im Mittelpunkt stehen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Idee auch tatsächlich auf Resonanz stößt. Im Laufe der Gründung sollte der Fokus immer wieder zurück auf die Zielgruppe gerichtet werden.
  5. Ideelle Förderung über finanzielle Unterstützung: Ideelle Förderung, wie etwa durch Mentoring, Stiftungen und Netzwerke, ist oft ebenso wichtig wie finanzielle Unterstützung.
  6. Geschäftsmodell und Unternehmensform: Diese sollten klar durchdacht und definiert sein, um langfristigen Erfolg zu sichern.
  7. Innovationsbereitschaft: Wenn keiner an die Realisierung der Gründungsidee glaubt, kann dies ein Zeichen für die Innovationskraft sein. In diesem Fall ist es wichtig, dranzubleiben.
  8. Unterstützung in der Nachhaltigkeitscommunity: Anstatt die Fehler anderer zu suchen, sollte der Fokus auf gegenseitiger Unterstützung und Kooperation liegen.
  9. Spannungsfelder kombinieren: Nachhaltigkeit sollte zusammen mit Dienstleistung und Produkt gedacht werden, um sowohl Kund*innennutzen als auch Nachhaltigkeitsnutzen im Blick zu haben.
  10. Langfristige Planung: Gründer*innen sollten sich überlegen, wo sie in 10 Jahren stehen wollen und ihre Schritte und Entscheidungen danach ausrichten.
  11. Gute Mentor*innen: Es ist hilfreich, Mentor*innen zu haben, die bereits erreicht haben, wo man selbst in der Zukunft stehen möchte. Gut ausgebaute Netzwerke können dabei helfen, solche Mentor*innen zu finden.
  12. Workarounds und alternative Finanzierung: Wenn ursprüngliche Lösungen nicht funktionieren, können Workarounds wie Crowdfunding eine Alternative zu konventionellen Finanzierungsmöglichkeiten bieten.

Im Rahmen der Konferenz zeigte sich wieder einmal, wie vielfältig nachhaltiges Unternehmer*innentum sein kann. Anhand vieler unterschiedlicher Best Practice Beispiele konnte aufgezeigt werden, wie Gründungskompetenzen und Nachhaltigkeit miteinander verbunden werden können. Abgesehen davon bildeten sich während der Konferenz einige neue Vernetzungen und Kooperationsideen.

Text: Fenja Reinsberg & Maike Buhr